Von Studierenden und jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern wird heute erwartet, die Vermittlungsform der Präsentation zu beherrschen. Nur selten jedoch wird reflektiert, was eigentlich eine gute Präsentation im wissenschaftlichen Kontext ausmacht und wie eine Methode aussehen könnte, Präsentationskompetenz Schritt für Schritt zu erwerben.
Prof. Dr. Henning Lobin verfolgt in seinem Buch die Sichtweise von Präsentation als Schauspiel. Dadurch können die Produktionsphasen einer Präsentation an die Produktionsschritte für eine Theateraufführung angelehnt werden. Und zweitens können wir die Anforderungen an den Präsentator besser aufschlüsseln und transparent machen. Der Inhalt dieser Seite stammt aus seinem Buch: » Die wissenschaftliche Präsentation
Zu diesem Titel stellen wir Ihnen kostenloses Zusatzmaterial zur Verfügung:
Beispielfolien zu Kapitel 4 des Buches (Größe: 7.9 MB) 16 PowerPoint-Folien (pptx-Format)
Beispielfolien zu Kapitel 5 des Buches (Größe: 1 MB) 36 PowerPoint-Folien (pptx-Format)
Henning Lobin ist Professor für Angewandte Sprachwissenschaft und Computerlinguistik an der Justus-Liebig-Universität Gießen und Leiter des Zentrums für Medien und Interaktivität.
Im Zentrum einer Präsentation steht das Präsentationsereignis, die Aufführung der Präsentation. Vor dieser zentralen Phase liegen drei vorbereitende und eine nachbereitende Phase:
Sehen wir uns diese fünf Phasen etwas genauer an:
In dieser Phase geht es um Inhalt, Struktur und technische Voraussetzungen. Das Thema ist zunächst genau zu bestimmen und die zu verwendenden Materialien zusammenzustellen. Möglichst frühzeitig wird in dieser Phase dann die Grobstruktur der Präsentation festgelegt, also aus welchen drei, vier oder fünf Teilen sie bestehen soll und welchen Inhalt und welche Funktion diese Teile haben sollen. Für diese Teile werden erste Ideen zur Visualisierung gesammelt und Kernaussagen zusammengestellt– damit beginnt dann auch die Arbeit am schriftlichen Präsentationskonzept, das die Basis für die Präsentationsnotizen bildet. In technischer Hinsicht ist zu klären, welche Präsentationssoftware verwendet wird, welche Hardware genutzt werden soll und während der Aufführung zur Verfügung steht und welche sonstigen Medien eingesetzt werden können oder sollen.
In dieser Phase wird zunächst das visuelle Rahmenkonzept festgelegt und nach verwendbarem visuellem Material recherchiert. Das Rahmenkonzept umfasst nicht nur die Gestaltung von Folien in Hinsicht auf Schrifttyp, Layout und Farbskala, sondern auch den visuellen Stil insgesamt: In welchem Maße sollen Visualisierungen, Texte und Bilder eingesetzt werden? Wie soll das Verhältnis von Rede und Visualisierungen sein?
Ist dies so gut es geht geklärt, werden zentrale Visualisierungen entwickelt, Visualisierungen, durch die in der Präsentation besonders wichtige Überlegungen, Erkenntnisse oder Ergebnisse dargestellt werden. Bei der Erarbeitung dieser Visualisierungen werden in hohem Maße inhaltliche und darstellerische Überlegungen miteinander kombiniert.
In Phase 3 wird die Präsentation als Schauspiel entwickelt. Dazu wird ein „Storyboard“ erstellt, das die Abfolge der visuell dargestellten Materialien festlegt und parallel dazu das schriftliche Präsentationskonzept weiter ausgearbeitet. In der Phase der Inszenierung wird grundsätzlich und für einzelne Folien festgelegt, wie das Verhältnis von Rede zu Visualisierung aussehen soll und was das für die sprachliche Gestaltung zur Folge hat. Die Inszenierung umfasst ebenfalls sämtliche „Feinheiten“ der Präsentation, etwa Titel-, Struktur- und Gliederungsfolien, die Entwicklung von Animationen und auch die Festlegung von Abschnitten, in denen der Präsentator mit dem Publikum in Kontakt treten oder gänzlich auf die visuelle Ebene verzichten möchte.
In diese Phase gehört auch die sprachliche Ausgestaltung der Präsentation: Diese kann von einzelnen Formulierungen im Konzept oder auf den Folien bis hin zu einem ausformulierten Manuskript reichen.
Auch in der Phase der Aufführung der Präsentation sind verschiedene weitere Teilaufgaben zu lösen, weshalb sie mehr umfasst als nur das Präsentationsereignis selbst. Der Präsentator richtet sich seine Bühne ein, positioniert, wenn möglich, alle Geräte an dem von ihm gewünschten Platz und überprüft das Bühnensetting in seinem Gesamtzusammenhang. Zur Vorbereitung der Aufführung gehört es auch, aus dem schriftlichen Präsentationskonzept mit teilweise ausformulierten Redeteilen die Vortragsnotizen abzuleiten, die auf Übersichtlichkeit und leichte Lesbarkeit in der Aufführungssituation hin optimiert sein müssen. Auch das Memorieren einzelner Redeabschnitte, zum Beispiel am Anfang, am Ende oder bei einzelnen Übergängen, ist hier vorzunehmen. Der Aufführung sollten außerdem Proben vorangehen, ein Test der Präsentationstechnik nd wenn möglich mehrere Durchlaufproben, in denen das Zusammenspiel aller Ebenen trainiert wird.
So ist der Präsentator dann für die eigentliche Aufführung gewappnet. Die zentrale Aufgabe besteht hier darin, sich in einen mentalen Zustand zu begeben, der Konzentration und Gelassenheit gleichzeitig ermöglicht, dabei die eigene Sprache und Performanz unter Kontrolle und die Zeit im Auge behält.
Zur Aufführungsphase gehört auch die Diskussion, die sich bei wissenschaftlichen Präsentationen gewöhnlich anschließt und vom Präsentator ebenfalls vorbereitet werden sollte.
Oft übersehen wird die letzte Phase einer Präsentation: ihre Dokumentation. Gerade bei wissenschaftlichen Veranstaltungen werden die Präsentatoren häufig darum gebeten, „die Präsentation“ hinterher als Datei zur Verfügung zu stellen, damit diese im Nachgang an die Teilnehmer verschickt werden kann. Dies setzt allerdings voraus, dass die Präsentationsdatei, also die Ebene des Visuellen, sämtliche Informationen enthält, die der Präsentator vermitteln will. Da dies jedoch gerade bei besseren Präsentationen nicht der Fall ist, muss die Präsentation für die Dokumentation oder gar Publikation überarbeitet werden.
Lesen Sie mehr zum Einstieg, Diskussionsteil und Ausstieg einer Präsentation »