[…] Was ist notwendig, damit die Zuhörerinnen und Zuhörer gerne zuhören? Ausgangspunkt eines Vortrags ist die eigene Ziel- und Fragestellung. Bezugspunkt sind die anderen, ohne die das Ziel nicht erreicht werden kann: Was nützt es, 20 oder 40 Minuten eine Theorie zu analysieren, eine Autorin zu interpretieren oder einen Forschungsansatz zu bewerten, wenn nach einigen Minuten die meisten Zuhörerinnen und Zuhörer abschalten? Deshalb gehört zur Vorbereitung die Frage: Was ist notwendig, um die Zuhörerinnen und Zuhörer nicht mit:
• längst bekannten Informationen zu langweilen?
• zu viel neuen Informationen zu überfordern?
• zu wenigen Anregungen zu unterfordern?
Zu prüfen ist daher:
• Was kann vorausgesetzt und daher weggelassen bzw. muss nur erwähnt oder gestreift werden?
• Wie ausführlich muss der (theoretische) Bezugsrahmen oder der methodische Ansatz erläutert werden?
• An welchen Kenntnissen, Erfahrungen und Interessen kann mit Beispielen angeknüpft werden?
Je mehr man durch die intensive Beschäftigung mit einem Thema zur Expertin oder zum Experten auf einem Gebiet wird, umso mehr ist darauf zu achten, den Wissensstand und die Informationsbedürfnisse von Nicht-Experten richtig einzuschätzen: Welche Vorkenntnisse können vorausgesetzt werden und welche nicht?
Wegweiser für das Publikum
[Das Referat] muss klar strukturiert sein und anschaulich formuliert werden […]. Zur Pflicht gehört es zudem, „Wegweiser“ für die Zuhörerinnen und Zuhörer „aufzustellen“. […]
Orientierung durch Wegweiser
Alle Zuhörerinnen sind dankbar, wenn sie durch ein Referat „geführt“ werden. Deshalb sollte man die zentralen Linien eines Vortrags deutlich machen, den Zuhörern eine klare Orientierung geben:
• Ich komme zur zweiten Frage, zum Zusammenhang von Wachstum und Wohlstand. Ich untersuche zwei Aspekte: 1. Wie ... 2. Warum ... Zunächst zur Frage nach dem Wie.
• Ich habe gezeigt, dass sich Umweltschutz für Unternehmen rechnen kann. Ich gehe nun auf die Voraussetzungen näher ein, die ...
[…]
Orientierung durch Fragen
Fragen sind ein weiterer Wegweiser. Fragen stellen eine Beziehung zu den Zuhörerinnen und Zuhörern her. Sie erhöhen die Aufmerksamkeit und erleichtern das Verständnis. Deshalb sollte ab und zu eine Erläuterung mit einer Frage eingeleitet werden.
• Statt: Die germanischen Sprachen begannen erst im Spätmittelalter, mithilfe des Infinitivs und eines Hilfsverbs, das lateinische Futur nachzubilden, [könnt Ihr z.B. mit der] Frage: Seit wann gibt es das Futur in den germanischen Sprachen?
Sowohl echte als auch rhetorische Fragen sind nützlich.
Echte Frage: Möchte man eine Antwort aus dem Publikum, sollte das durch eine direkte Ansprache deutlich gemacht werden: „Was meinen Sie: Welche Vorteile haben Seminare gegenüber Vorlesungen?“ Wer eine Antwort erwartet, sollte den Zuhörerinnen und Zuhörern einige Sekunden Zeit zum Nachdenken geben.
Rhetorische Frage: Will man selbst antworten, lautet die rhetorische Frage: „Welche Vorteile haben Seminare gegenüber Vorlesungen?“
Zu vermeidende Fragetypen:
1. Wissensfragen, die an die Schule erinnern (In welchem Land wurde das Faxgerät erfunden?).
2. Geschlossene Fragen, die nur mit „Ja“ oder „Nein“ beantwortet werden können […]
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