Der Klügere liest rot.

Den eigenen Lernstil finden

Anders als in der Schule liegt es im Studium vorrangig an Ihnen, den Lernstoff zu erschließen und zu behalten. Das können weder Ihre Dozenten für Sie erledigen noch kann in einer Vorlesung mit Hunderten von Studenten jeder einzelne seine Fragen stellen.

Günther Koch zeigt in seinem utb-Band Studieren mit Köpfchen praxisnahe Tipps zu cleverem und erfolgreichem lernen sowie zu Zeitmanagement und Organisation von Lerngruppen.

Dr. Günther Koch betreut den Bereich Wissenschaftliches Arbeiten und Methodenkompetenz am Staatsinstitut für die Ausbildung von Fachlehrern und lehrt an der Hochschule für Ökonomie und Managament FOM Lerntechniken und Methodenkompetenz.

Lerntypen – eine antiquierte Kategorisierung?

Egal ob Schüler, Student oder Berufstätiger – jeder von uns lernt auf unterschiedliche Art und Weise. Lange Zeit ging man davon aus, dass in erster Linie die vier Lerntypen des visuellen, auditiven, motorischen und kommunikativen Lernens zu unterscheiden seien.

So weit verbreitet und bekannt diese Systematik auch sein mag, gilt sie heute
dennoch als überholt. Vielmehr geht die Forschung mittlerweile davon aus, dass
Menschen beim Lernen unterschiedliche Methoden bevorzugen, verschiedene
Techniken anwenden und im Lauf der Zeit einen eigenen, für sie effizienten
Lernstil entwickeln. Eines der bekanntesten Konzepte dazu ist das Inventory of
Learning Styles nach Richard M. Felder.

Bei dieser Selbsteinschätzung muss man sich nicht endgültig für den einen oder anderen Pol entscheiden:


 

Aktiver oder reflektiver Lernstil


Sind Sie eher der aktive Typ, der neue Informationen anwenden muss, um sie zu behalten, oder aber der reflektive Typ, der Ruhe und Zeit benötigt, um über den Lernstoff nachzudenken und ihn theoretisch zu verarbeiten? 

Eher aktiver Lernstil

  • Bemühen Sie sich als eher aktiver Lerner um eine Lerngruppe. Arbeiten Sie mit anderen zusammen und diskutieren Sie, welche Aufgaben man Ihnen in der Prüfung stellen könnte. Lösen Sie diese gemeinsam und diskutieren Sie die unterschiedlichen Lösungsansätze. Auf diese Weise behalten Sie das Gelernte besonders gut, da Sie es sofort in einen Anwendungszusammenhang setzen. Vermutlich profitieren Sie auch besonders stark von der Anfertigung von Mindmaps.

Eher reflektiver Lernstil

  • Wenn Sie den eher reflektiven Lernstil bevorzugen, nutzt es wenig, Lernstoff lediglich zu lesen und memorieren zu wollen. Legen Sie beim Lesen regelmäßig Pausen ein, in denen Sie das eben Erfahrene in eigenen Worten wiederholen und sich Gedanken machen über Zusammenhänge oder daraus resultierende Konsequenzen. Eine gute Idee ist es für Sie auch knappe, selbstverfasste Zusammenfassungen des Lernstoffs zu erstellen.

 

Sensorischer oder intuitiver Lernstil


Bevorzugen Sie als sensorischer Typ beim Lernen Daten und Fakten sowie bewährte Lösungswege oder sind Sie eher der intuitive Typ, der Innovationen bevorzugt und neue, komplexe Konzepte schnell versteht und behält?

Eher sensorischer Lernstil

  • Mit Ihrem sensorischen Lernstil haben Sie vor allem dann ein Problem, wenn Sie abstrakte, sehr theoretische Inhalte lernen müssen. Fragen Sie Ihre Dozenten nach konkreten Beispielen und informieren Sie sich, wie sich das theoretische Wissen in die Praxis umsetzen lässt.

Eher intuitiver Lernstil

  • Bitten Sie Ihren Dozenten um Konzepte und Theorien, die die einzelnen zu lernenden Daten und Fakten miteinander verknüpfen oder finden Sie diese eigenständig. In der Prüfung selbst sollten Sie die Fragen besonders sorgfältig lesen und bei Multiple-Choice-Aufgaben wirklich alle Antwortmöglichkeiten studieren. Vermutlich neigen Sie zu Leichtsinnsfehlern, da Sie sich nicht mit Details aufhalten wollen.

 

Visueller oder verbaler Lernstil?


Erinnern Sie sich besser an Informationen, die Sie Bildern, Diagrammen, Filmen oder Demonstrationen entnehmen (visueller Lernstil) oder an schriftlich oder mündlich vermitteltes Wissen (verbaler Lernstil)?

Eher visueller Lernstil

  • Wenn Sie den visuellen Lernstil bevorzugen, sollten Sie sich auf die Suche nach Abbildungen, Diagrammen und Filmen machen, die den Lernstoff darstellen. Auch als visueller Lerner profitieren Sie besonders stark von der Anfertigung von Mindmaps.

 

Eher verbaler Lernstil

  • Lesen Sie den Lernstoff mehrmals durch und setzen Sie dabei unterschiedliche Lesestrategien ein. Außerdem behalten Sie Inhalte dann besonders gut, wenn Sie Zusammenfassungen schreiben oder sich in Lerngruppen den Stoff gegenseitig erläutern.

 

Sequenzieller oder globaler Lernstil?


Arbeiten Sie als sequenzieller Lerner den Stoff eher in logischer und chronologischer Reihenfolge Schritt für Schritt durch oder stellen sich Fortschritte bei Ihnen eher sprunghaft ein und es erschließen sich Ihnen mit einem Mal Zusammenhänge, die Ihnen noch kurz zuvor unverständlich waren (globaler Lerner)?

Eher sequenzieller Lernstil

  • Als eher sequenzieller Lerner werden Sie dann Probleme bekommen, wenn Ihr Dozent in der Tradition eines verwirrten Professors willkürlich von Themengebiet zu Themengebiet springt ohne dabei Zusammenhänge aufzuzeigen oder logisch vorzugehen. Legen Sie wenigstens außerhalb der Lehrveranstaltungen großen Wert darauf, den Stoff in logischer Reihenfolge zu lernen. Außerdem sollten Sie Ihre Fähigkeit, global zu denken, schulen, indem Sie jedes neue Stoffgebiet mit einem alten, bekannten verknüpfen.

Eher verbaler Lernstil

  • Behalten Sie als globaler Lerner stets im Hinterkopf, dass Sie zunächst einen groben Überblick benötigen, bevor Sie sich daran machen können, Details zu lernen. Überfliegen Sie zunächst die einzelnen Kapitel, bevor Sie beginnen, diese genau zu lesen und zu lernen. Vermutlich profitieren Sie auch von besonders umfangreichen Lerneinheiten, in denen Sie sich sehr ausführlich mit ein und demselben Gegenstandbereich beschäftigen.