Der Klügere liest rot.

Aktiv Lesen: Erfolgreich durch die richtige Lesetechnik

Lesetechnik baut auf dem Prinzip auf, die Lesenden aktiv zu machen und sie in eine aktive Auseinandersetzung mit dem Text zu verwickeln. Damit soll verhindert werden, dass man sich beim Lesen widerspruchslos der Textlogik anvertraut und die Aufmerksamkeitssteuerung dem Text überlässt, statt sie selbst zu leisten.

Wie das geht, erklärt Otto Kruse in seinem utb-Band Lesen und Schreiben. Prof. Dr. Otto Kruse ist Leiter des Zentrums für Professionelles Schreiben der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW, Department für Angewandte Linguistik und einer der führenden Experten auf dem Gebiet der Schreibdidaktik.

Aktiv Lesen: Selbst die Kontrolle über das Lesen übernehmen

Gute Texte haben ein hohes suggestives Potenzial und lassen Zusammenhänge oft logischer erscheinen als sie tatsächlich sind, d. h. sie manövrieren die Lesenden an den kritischen Punkten des Themas vorbei. Didaktisch gut gestaltete Texte haben zudem die Eigenschaft, dass sie das Vorwissen der Leser selbst ansprechen. Dies ist zwar eine gute Lesehilfe, aber sie erspart den Lesenden wiederum eigenes Denken.

Das wichtigste Ziel jeder Lesetechnik besteht deshalb darin, die Kontrolle über das Lesen selbst zu übernehmen und sie nicht den steuernden Hinweisen des Autors zu überlassen.

Wo setzt das aktive Lesen an?

  • Erstens an der Leseplanung und -vorbereitung,
  • zweitens an der bewussten Steuerung des Leseflusses bzw. der Informationsaufnahme,
  • und drittens an der Nachbereitung des Lesens durch rekapitulierende, kritische und dokumentierende Aktivitäten.

 

Die drei Leseprozessphasen: Was ist zu tun?

Vorbereitung:  

Die vermutlich wichtigste Aktion vor dem Lesen ist das Festlegen dessen, was man vom Text wissen will. Man sollte Fragen stellen, die der Text beantworten soll und diese Fragen so aufschreiben, dass man sie nach der Lektüre beantworten kann. [Das ist wichtig], um aktiv mit dem Text umzugehen.

Während des Lesens:

Eine Hilfe für aktives Lesen besteht im Anstreichen […].Mit Anstreichen hebt man das Wichtige hervor. Man kann unterschiedliche Farben und Markierungen nutzen, etwa für Schlüsselbegriffe, für Hinweise auf das Vorgehen des Autors, für Kernaussagen oder Kernergebnisse.

[E]in aktiver Umgang mit neuen Begriffen [ist] nötig. Hier reicht unterstreichen nicht, denn hier sollte man das Lesen auch dazu nutzen, ein Fachvokabular aufzubauen. Ein Glossar anzulegen, in das alle neuen Begriffe samt Definitionen aufgenommen werden, kann hier nützlich sein. Manche Begriffe erfordern zusätzliche Recherchen in Fachwörterbüchern

Nachbereitung:

Nach dem Lesen ist es wichtig, das Ergebnis zu sichern. Hier sollte man noch einmal Zeit investieren, um zu rekapitulieren, was der Text aussagt, wie man ihn einschätzt und was man aus ihm weiter verwenden kann. Auch die Beantwortung der vorher an den Text gestellten Fragen gehört dazu.

Der ganze Leseprozess im Überblick