Der Klügere liest rot.

Ablenkung vermeiden

Tipps für den Umgang mit Handy und Co.

Im Zeitalter von Smartphones und sozialen Medien lauert die nächste Ablenkung stets auf dem Schreibtisch. Doch es gibt Strategien um ihr zu entgehen.

In ihrem utb-Band Stress bewältigen - entspannt studieren geben die beiden Diplom-Psychologinnen Edina Causevic und Carola Endemann Tipps für ein ablenkungsfreies Lernen.

In den Lern-Flow kommen

Einer Umfrage zufolge lässt sich jeder zweite Studierende beim Lernen von digitalen Medien ablenken. Unser Handy ist ein Konzentrationskiller. Wir sind ständig „appgelenkt“ und das hat Auswirkungen auf unsere Lernfähigkeit. Die permanenten Unterbrechungen durch ankommende Mails, Nachrichten und Neuigkeiten auf WhatsApp, Facebook, Twitter und Co. senken unsere Aufmerksamkeit und Produktivität. Laut einer Untersuchung nutzen wir unser Smartphone durchschnittlich 53 Mal am Tag, um zu mailen, chatten oder surfen, das heißt ungefähr alle 18 Minuten unterbrechen wir die Tätigkeit, mit der wir gerade beschäftigt sind. Konzentriertes Lernen und Arbeiten ist so nicht möglich.

Die ständigen Unterbrechungen beim Lernen, bei der Arbeit und in der Freizeit verhindern zudem, dass wir Flow-Momente erleben. Wir verschenken damit wahre Glücksmomente. Flow bezeichnet einen Zustand von tiefer Konzentration und Selbstvergessenheit, ein völliges Aufgehen in der Tätigkeit. In diesen Momenten fühlen wir uns weder unter- noch überfordert, denn die Anforderungen stehen im Einklang mit unseren Fähigkeiten. Wir erleben uns als wirksam, motiviert und glücklich. Flow ist der Inbegriff von intrinsischer Motivation. Um diesen Zustand zu erreichen, benötigen wir mindestens 15 Minuten, erst dann sind wir richtig auf die Aufgabe fokussiert. Jede Unterbrechung zerstört den Flow-Zustand. Je nach Länge der Unterbrechung brauchen wir danach drei bis 15 Minuten, um uns wieder vollends auf die Aufgabe zu konzentrieren. Durch den ständigen Smartphone-Gebrauch kann es deshalb zu einem erheblichen Verlust der Produktivität und einem Gefühl von Überlastung kommen.

Aufmerksamkeitskiller Smartphone

In einer aktuellen Studie fanden amerikanische Psychologen heraus, dass schon die Anwesenheit des Handys unsere kognitiven Fähigkeiten und die Konzentration herabsetzt. Fast 800 Studenten wurden dahingehend getestet, wie sich die Position des Smartphones auf ihre kognitive Leistungsfähigkeit auswirkt. Dazu mussten sie Aufgaben am Computer lösen, die Konzentration erforderten. Das Handy war dabei in der Tasche, lag auf dem Tisch oder in einem anderen Raum. Am besten konzentrieren konnten sich die Teilnehmer, deren Handys in einem andern Raum waren. Das Smartphone lenkt uns also auch dann ab, wenn es sich nur in Sichtweite befindet und wir es nicht nutzen. Es verleitet uns dazu, immer wieder zu prüfen, ob uns jemand geschrieben hat oder darüber nachzudenken, ob es etwas Neues
in den sozialen Medien gibt. Dadurch werden wir von unserer eigentlichen Aufgabe, dem Lernen, abgelenkt.

Digitale Auszeiten

Die heutigen technischen Möglichkeiten bieten uns viele Vorteile. Sie helfen uns, Zeit und Geld zu sparen. Wir recherchieren z.B. im Internet und finden alle Informationen, die wir brauchen. Wissen ist rund um die Uhr und überall verfügbar. In der Vorlesung schreiben wir auf dem Laptop mit und unsere Hausarbeiten verschicken wir per Mail etc. Doch die fortschreitende Digitalisierung hat auch ihren Preis. Smartphones und das Internet beeinflussen unsere Denkstrukturen. Wir werden unaufmerksamer, schweifen schneller ab und unsere Merkfähigkeit lässt nach. Auch zufällige Pausen, in denen unser Geist einfach mal zur Ruhe kommen kann, sind uns abhandengekommen, jegliche Wartezeiten, z.B. das Anstehen an der Kasse oder beim Warten auf die Bahn, werden durch die Beschäftigung mit dem Handy überbrückt.