Der Klügere liest rot.

Bewertungskriterien

In die Bewertung wissenschaftlicher Arbeiten fließen inhaltliche, sprachliche und formale Aspekte ein. Es lohnt sich, diese Bewertungskriterien beim Abfassen der eigenen Arbeit von Anfang an im Blick zu haben.

Prof. Dr. Martin Kornmeier ist seit 2002 Professor an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg Mannheim; Leiter des englischsprachigen Double degree-Programms „International Business“; zahlreiche Publikationen in Wissenschaftstheorie/wissenschaftliches Arbeiten sowie in International, Intercultural und Domestic Marketing/Management.

Martin Kornmeier, Autor des utb-Bands » Wissenschaftlich schreiben leicht gemacht, nennt in diesem Zusammenhang folgende Bewertungskriterien:

Bewertungskriterium: Inhalt (Bedeutung = ca. 70%)

  • Qualität und Relevanz des Themas, z.B. Beitrag für die Wissenschaft, methodischer Ansatz, theoretisches Fundament
  • Eigentliches Ziel der wissenschaftlichen Arbeit (=zentrale Forschungsfrage)
  • Qualität / Quantität der recherchierten Literatur
  • Nutzung sonstiger Erkenntnisquellen, z.B. Sekundärdaten, Primärstudie
  • Stringenter (z.B. entscheidungslogischer) Aufbau der Arbeit
    > Einleitung, z. B. Analyse der Themenrelevanz; Abgrenzung / Ziel der Arbeit
    > Grundlagenteil, z. B. Umgang mit Definitionen; Diskussion des „State of the Art“ (= Stand des verfügbaren Wissens); kritische Würdigung der theoretischen und empirischen Befunde
    > Hauptteil, z. B. Bildung von Hypothesen, Umgang mit Aussagen (Themenbezug, Quellenbeleg von Aussagen, Schlüssigkeit der Argumentation, Qualität der Beispiele zur Konkretisierung von Aussagen, Vermeiden von Tautologien, …); Objektivität (z. B. im Umgang mit Zitaten); Ableitung von Konsequenzen für Wissenschaft und Praxis; Analyse empirischer Daten
    > Schluss (z. B. kritische Würdigung des eigenen Forschungsansatzes)

Bewertungskriterium: Stil (Bedeutung = ca. 20%)

  • Korrekte Verwendung von Wörtern
    > Verben, z. B. Ausdruck, Tempus, Modus, Aktiv- statt Passivformulierungen
    > Substantive, z. B. keine Nominalkonstruktionen, keine Pleonasmen (alter Greis, tote Leiche usw.)
    > Adjektive, z. B. Anzahl / Auswahl der Adjektive; Adjektiv vs. Adverb
    > Präpositionen
  • Wissenschaftliche (»gewählte«) Diktion, z.B. Verwendung von Fachtermini / Amerikanismen
  • Sprachlogik
  • Ästhetik der verwendeten Sprache
  • Prägnanz, Anschaulichkeit, Verständlichkeit
  • »Lebendigkeit« der Präsentation
    > Wortwahl, Variabilität der Sprache
    > Sprachbilder, Redewendungen
    > Gestaltung der Sätze, Satzbau

Bewertungskriterium: Form (Bedeutung = ca. 10%)

  • Konsistenz der Gliederung (Struktur der Kapitel / Unterkapitel
  • Zitierweise (Prüfbarkeit der Aussagen)
  • Rechtschreibung, Grammatik, Zeichensetzung
  • Angabe der Quellen im Literaturverzeichnis (v. a. fehlerfreie Angaben der Quellen, Vollständigkeit, Einheitlichkeit / Konsistenz. übersichtliche Darstellung)
  • Qualität der Präsentation (z. B. Abbildungen, Tabellen, mathematische Formeln, Symbole)
  • Schriftsatz (z. B. Zeilenabstand)
  • Transparenz / Übersichtlichkeit (z. B. Absätze, Hervorhebungen durch Fettdruck, Kursivschrift, Aufzählungen)
  • Gesamteindruck (»schlampig« vs. ordentlich)

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