Eine wissenschaftliche Arbeit ist kein Hexenwerk. Die Phasen wissenschaftlicher Textproduktion erklärt Helga Esselborn-Krumbiegel in Von der Idee zum Text (6. A., S. 18–24), wobei besonders die Orientierungsphase entscheidend für eine gelungene Arbeit ist:
Orientierung
- Ideen sammeln
Um erste Ideen zu Ihrem Thema zu finden, können Sie unterschiedliche kreative Verfahren nutzen. Finden Sie heraus, welche Methode Sie am meisten inspiriert. Manchmal eignet sich eine Technik besonders für ein bestimmtes Thema, beim nächsten Thema aber haben Sie mit einer anderen Technik mehr Erfolg. Versuchen Sie deshalb, kreative Impulse flexibel zu nutzen. Probieren Sie immer wieder einmal etwas Neues aus und rechnen Sie auch damit, dass Sie den Umgang mit kreativen Methoden erst üben müssen. Auch Kreativität will gelernt sein, aber der Aufwand lohnt sich! - Thema eingrenzen und ausloten
Ganz wichtig für Ihre weitere Arbeit ist eine klare Eingrenzung des Themas. Dazu müssen Sie die Grenzen Ihres Themas überblicken und zugleich die Implikationen, die Fragestellung und den Kontext Ihrer Arbeit überprüfen. - Erster Überblick über die Literatur
Um Ihr Thema in den Griff zu bekommen, lohnt sich ein erster Überblick über die Forschungsliteratur. Dabei greifen Sie am besten zu dem aktuellsten Standardwerk oder zu zwei/drei aktuellen Aufsätzen. Verschaffen Sie sich einen Eindruck, was in Ihrem Themenbereich gerade diskutiert wird, welche Forschungsmeinungen vertreten werden, welche Fragen immer wieder auftauchen. - Methoden, Probanden, Termine
Frischen Sie bei empirischen Arbeiten rechtzeitig Ihre Methodenkenntnis auf. Machen Sie sich mit unterschiedlichen Verfahren der Datengewinnung und Datenauswertung vertraut und finden Sie heraus, welche Computerprogramme Sie brauchen. Wenn Sie experimentell arbeiten, planen Sie einige praktische Übungen zum Einarbeiten ein und stellen Sie sicher, dass Material und Arbeitsplatz (Labor) zugänglich sind. Das schützt Sie später vor zeitraubenden Rückschlägen. Klären Sie außerdem, wie und wann Sie Ihre Daten gewinnen wollen. Wer könnten Ihre Interviewpartner sein? Wie können Sie diese Kontakte vorbereiten? Überlegen Sie auch, wo Sie gegebenenfalls praktische und organisatorische Hilfe finden können. - Exposé
Ein Exposé enthält folgende Informationen:
– Fragestellung der Arbeit
– kurzer Überblick über die Forschung
– geplante Arbeitsschritte (Arbeitsgliederung)
– mögliche Ergebnisse
Manche Prüfer verlangen dazu noch einen Zeitplan mit Angaben zu den einzelnen Arbeitsschritten. Wenn Ihre Prüfer kein Exposé verlangen, schreiben Sie trotzdem früh im Arbeitsprozess einen lockeren Text zur Selbstverständigung: Was will ich herausfinden? Was interessiert mich an diesem Thema? Wo finde ich Informationen? Welche Unterfragen muss ich stellen? Was könnte schwierig werden? Wo finde ich Unterstützung? Wie will ich vorgehen? Was könnte am Ende herauskommen?
Buchtipps
- Breuer et al. (Hg.): Wissenschaftlich schreiben – gewusst wie! (2. A.)
(mit digitalem Zusatzmaterial: u.a. Vorlagen, Fragebogen, Tabellen, Checklisten)
https://www.utb.de/9783825255343 | https://elibrary.utb.de/9783825255343 - Franck: Handbuch Wissenschaftliches Schreiben (2. A.)
https://www.utb.de/9783825258689 | https://elibrary.utb.de/9783825258689 - Wymann: Der Schreibzeitplan (2. A.)
https://www.utb.de/9783825253011 | https://elibrary.utb.de/9783825253011